Praxis
bestätigt - Hartz IV wird kein Problem lösen, aber viele
neue schaffen
"Hartz IV geht am Ziel voll und ganz vorbei" - so lautet
ein Fazit der Debatte
In den vergangenen
Wochen war die PDS-Landtagsfraktion auf ihrer traditionellen Herbst-Tour
durch Landkreise und kreisfreie Städte Sachsen-Anhalts. Den
inhaltlichen Schwerpunkt bildeten absehbare und zu erwartende
Auswirkungen der Hartz-IV-Gesetzgebung.
Erste zufassende Ergebnisse wurden am 26. Oktober 2004 im Rahmen
einer öffentlichen Fraktionssitzung gemeinsam mit zahlreichen
Vertreterinnen und Vertreter aus Kreisen, von betroffenen Verbänden,
von der Agentur für Arbeit und von Gewerkschaften erörtert.
Auch der zuständige Staatssekretär aus dem Ministerium
für Wirtschaft und Arbeit, Dr. Reiner Haseloff, beteiligte
sich an der Diskussion.
In der Diskussion
wurde eine Reihe von Fragen thematisiert, die die Problemlage
verdeutlichen. Ein zentraler Punkt ist die befürchtete Auswirkung
der 1-€ -Jobs. Arbeitgeber- wie Arbeitnehmerseite warnten
übereinstimmend vor gravierenden Wettbewerbsverzerrungen
und Verdrängungseffekten für den 1. Arbeitsmarkt. Hinzu
komme die beachtliche finanzielle Attraktivität für
Träger von 1-€ -Jobs, wie u.a. von der Handwerkskammer
Halle betont wurde.
Es könne
doch nicht Sinn der Sache sein, Menschen "in das HARTZ-IV-Karussell
zu treiben", indem z.B. im Garten- und Landschaftsbau reguläre
Arbeitsplätze vernichtet würden. Und für die IG
BAU geht "Hartz IV am Ziel voll und ganz vorbei", die
Probleme würden dadurch nur vertieft.
Aus Sicht
der PDS ergeben sich u.a. folgende Problemfelder und Handlungsnotwendigkeiten:
Die
zügige und vor allem kooperative Abwicklung des Antragsverfahrens
ist von großer Bedeutung, Maßstab muss dabei sein,
daß die Betreuung der AntragstellerInnen aus einer Hand,
unter einem Dach erfolgt.
Bei Eingliederungsmaßnahmen und in der Beschäftigungspolitik
darf es keinen Rückzug auf die 1-€-Jobs geben, diese
sollten die Ausnahme, nicht die Regel sein. Darüber hinaus
sind 1-€ -Jobs auch zur Qualifizierung nutzen.
Dem Prinzip des Förderns wird man nur mit anspruchsvollen
Beschäftigungsmöglichkeiten gerecht werden können.
Vor allem in sozialen Bereichen und in der Kinder- und Jugendarbeit
gilt es, längerfristige Maßnahmen zu gewährleisten.
Die PDS lehnt Zwangsmaßnahmen ab, die Qualifikation
und die Motivation der Betroffenen sollen in jedem Falle Berücksichtigung
finden.
Angesichts der Tragweite der Reform ist die Legitimation
durch die politischen Mandatsträger vor Ort nötig, dazu
gehört die Einbeziehung des Kreistages in die erforderlichen
Entscheidungsfindungen. Die PDS plädiert dafür, VertreterInnen
der Kreistage in die ARGE-Beiräte einzubeziehen.
Magdeburg, 26. Oktober 2004
Wulf Gallert
Fraktionsvorsitzender
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